Puzzleteile zum Brauchtum:
Jom Kippur ist der mittlere der hohen Feiertage im Herbst. Diese beginnen mit Rosch Haschana, das biblisch ein Feiertag des Hörnerblasens oder Posaunenblasens ist, der eine Besinnungszeit eröffnet. Seit der babylonischen Gefangenschaft wird hier der Neujahrstag gefeiert, der erste Monat nach der Bibel wäre im Frühling.
Es folgen 10 Tage, in denen jeder versucht, noch Dinge in Ordnung zu bringen und Unfrieden zu beseitigen. Auch Kinder in der Schule werden dazu angehalten und sie lernen es, Brieflein mit Vergebungsbitten zu formulieren. Dann kommt der Versöhnungstag Jom Kippur, an dem zu Zeiten des Tempels der Hohepriester ins Allerheiligste ging, um Bedeckung der Sünden des Volkes für das Jahr zu erwirken. Das Brustschild mit einem Edelstein für jeden der 12 Stämme trug er dabei umgebunden. Im Bild ein Anhänger, der diesem Brustschild nachempfunden ist.
Heute ist Jom Kippur der höchste Feiertag und ein Fasttag, der vielfach sogar von weltlich denkenden Juden eingehalten wird; man soll weder essen noch trinken. Es gibt kein Fernsehen an dem Tag, Kinos und Restaurants sind geschlossen und nur wenige stören die Stille durch Autos. Mit einem einzigen langen Schofarton endet nach Sonnenuntergang diese besinnliche Zeit. Nach dem Essen und Trinken beginnen viele Leute gleich damit, das nächste, das fröhliche Fest vorzubereiten, das in wenigen Tagen beginnt: Sie bauen Hütten. Diese Laubhütten (Sukkot, so heißt auch das Fest) müssen mindestens drei geschlossene Seiten haben und als Dach Laub, durch das man noch die Sterne sehen kann. Sie werden in Gärten und auf Balkonen errichtet, es wird während der Festwoche darin gegessen, selten auch geschlafen.
Man soll sich darin an die Zeit erinnern, in der man noch auf Wanderschaft war. Wenn Paulus unseren Körper mit einer vergänglichen Hütte vergleicht und den ewigen Wohnsitz dem gegenüber stellt, passt das gut zu rabbinischen Erklärungen für Sukkot. Am letzten Tag des Festes wird seit ca 800 das Fest der Freude über die Tora – Simchat Tora – gefeiert. Damit endet nicht nur der Reigen der Herbstfeste, sondern auch die jährliche Lesung der Wochenabschnitte der Tora beginnt neu.
Puzzleteile Bibelarbeit:
Die Erfüllung der biblischen Feste
Die Herbstfeste gehören zu den verpflichtenden Festen des HERRN, angeordnet in 3. Mose 23 und 4. Mose 29. Es wird vielfach gelehrt, dass alle Feste des HERRN ihrer Erfüllung in Jeus harren. Ostern und Pfingsten gelten als Erfüllung der Feste, an denen genau ihre Ereignisse stattfanden, Pessach und Schawuot wären also erfüllt. Der Tag des Posaunenblasens würde dann der Tag der Entrückung sein, der Versöhnungstag sollte mit der Errettung des gesamten Volkes erfüllt werden und das Laubhüttenfest mit dem messianischen Friedensreich. Aber halt, Errettung geschah doch schon! Ja, Pessach bedeutet Erlösung für jeden einzelnen, der sie be= und ergreift, ein Bild vom Blut des Lammes an den Türpfosten Ägyptens, das jeder für sein Haus selber anbringen musste. Am Versöhnungstag hingegen handelte der Hohepriester für das Volk und entsühnte es für ein Jahr. In der Erfüllung von Jom Kippur wird demnach der HERR für das gesamte übrig gebliebene jüdische Volk zu einem gemeinsamen Zeitpunkt den Heiligen Geist ausgießen und sie werden den Retter erkennen und ergreifen. Diesen Zeitpunkt haben mehrere Propheten vorhergesehen, hier Sacharia 12:10 Aber über das Haus David und über die Bewohnerschaft von Jerusalem gieße ich den Geist der Gnade und des Flehens aus, und sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben, und werden über ihn wehklagen, wie man über den einzigen Sohn wehklagt, und werden bitter über ihn weinen, wie man bitter über den Erstgeborenen weint.
Die messianischen Juden, die jetzt schon die Erlösung ergriffen haben, sehen sich selbst als Wegbereiter für diese Dinge. Hierher passt wieder das Wörtchen BIS aus dem letzten Heft. Noch einmal wird Röm 11,25 wichtig: Hier sagt Paulus voraus, dass sich ganz Israel erst bekehren kann, wenn die Geschichte des Herrn mit den Heidenchristen beendet ist. Verstockung liegt auf einem Teil Israels, bis die Vollzahl der Heiden das Heil erlangt hat. Obwohl die Decke der Blindheit sich schon begonnen hat zu heben, wie in der letzten Nummer am Beispiel der Brüder Berger erzählt wurde, steht das Ereignis für das ganze Volk noch aus, und dieses hängt mit uns nichtjüdischen Christen zusammen; wir schreiben Geschichte, ob durch unsere Ernsthaftigkeit oder unsere Lauheit. Während Heiligung und Ernte in Verzug scheinen, öffnet sich ein anderes BIS mehr und mehr. In Mt 23,39 spricht Jesus zur Volksmenge in Jerusalem: Denn ich sage euch: Ihr werdet mich von jetzt an nicht sehen, bis ihr sprecht: Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn! – Baruch haba be schem adonai! – Dieses „gesegnet, der kommt – baruch haba“ heißt im heutigen Hebräisch: Willkommen! Es sollen also schon viele Juden da sein, die Jesus willkommen heißen, bevor die anderen Ereignisse eintreten. In dem Zusammenhang beeindruckte mich eine kleine Begebenheit. Ich fuhr 2003 in einem überfüllten Bus irgendwo in Israel. An einer Haltestelle zwängten sich Leute zum Ausgang; eine ältere Frau blieb trotzdem kurz bei mir stehen und fragte auf Englisch, ob ich Christin sei, was ich bejahte. Dann sagte sie schnell: „Baruch haba beschem adonai! Wir sind viele, auch im Untergrund!“ Damit stieg sie aus und ließ mich mit einem ehrfurchtsvollen Schauer zurück. Hatte mir soeben der HERR ausrichten lassen, dass er bald kommt? Ist ein weiteres BIS schon erfüllt?
Puzzleteile zur Geschichte
Angriff am Versöhnungstag
1967 ist die geplante Zerstörung Israels nicht gelungen, sondern es ging gestärkt aus den koordinierten feindlichen Angriffen hervor, wie im letzten Fokus erzählt und an Landkarten gezeigt wurde. 1973 haben sich Ägypten und Syrien zu einem erneuten Angriff vereint. Sie schlugen genau am Jom Kippur zu, als es kein Fernsehen gab und alle Dienststellen nur minimal besetzt waren. Die ersten Tage rang Israel im Norden und im Süden um seine Existenz, die in ernster Gefahr war; besonders Syrien war schon weit vorgedrungen.
Erst als es Israel aus eigener Kraft gelungen war, sie zurück zu drängen, setzte die amerikanische Waffenhilfe ein, während die sowjetische Hilfe für die Gegenseite von Anfang an vorhanden war; so spielte auch der Kalte Krieg herein und das Interesse am Steigen des Ölpreises.
Dieser Krieg, genannt Jom-Kippur-Krieg, blieb ein Trauma in der israelischen Erinnerung – die Landkarte hat er nicht verändert. 32 km vor Damaskus und in freier Bahn 120 km vor Kairo ließen sich die Israelis zurück pfeifen, denn alle Welt war plötzlich extrem an einem sofortigen Waffenstillstand interessiert. 1979 kam es zu einem Friedensvertrag mit Ägypten unter Rückgabe des 1967 eroberten Sinai. Einen weiteren Friedensvertrag konnte Israel 1994 mit Jordanien abschließen.