Bibelstudium
Führe meine Söhne heim aus der Ferne, meine Töchter vom Ende der Erde
Jes 43,6b
In der letzten Folge ging es darum, dass der Herr einmal ein Zeichen für die Heidenvölker aufrichten wird, das sie dann unbedingt beachten sollen, nämlich die Heimholung der Juden von allen Ländern der Erde. Es gibt noch andere Hinweise im Alten Testament verstreut, die direkt an nichtjüdische Bibelleser gerichtet sind, also an uns. Wir sollen diese Sammlung Israels verkünden, uns darüber freuen und allen erzählen, dass der Herr dahinter steckt. Wir sollen Israel trösten und ihm Gottes Wort zusagen, im Gebet Steine aus dem Weg räumen und die Straße bahnen. Und es werden Nichtjuden konkret und aktiv bei diesem Werk mithelfen. (Jer 31, 7.10; Jes 40,1; Jes 62,10; Jes 4,22).
Heute schauen wir uns an, inwiefern biblische Prophezeiungen zu dem Thema schon erfüllt sind, von Mose und David bis zu Jesaja, Jeremia, Hesekiel, Micha, Hosea, Amos, Zephanja und Sacharja. Wir bemerken dabei, dass einige Worte in direktem Zusammenhang mit dem messianischen Friedensreich stehen und noch nicht erfüllt sind. Dann lesen wir da und dort, dass der Herr nach erfolgter Umkehr und Erfüllung mit einem neuen Geist heimholen will; das sehen wir sich tröpfelnd erfüllen, Mann für Mann: Wenn Juden irgendwo auf der Welt gläubig werden an Jeschua, ihren Messias, die Erlösung annehmen, den Heiligen Geist empfangen und sich später von diesem rufen lassen, nach Israel heimzukehren. Uns aber interessiert heute die dritte Gruppe: Gott ruft die Juden heim, so wie sie sind, um seines Namens willen, und die Geistausgießung ist für später verheißen. Hes 11, 16,17+19a: So spricht der Herr, HERR: Ja, ich habe sie fern unter den Nationen sein lassen, ja, ich habe sie in die Länder zerstreut und bin ihnen (nur) wenig zum Heiligtum geworden in den Ländern, wohin sie gekommen sind. 17 Darum sage: So spricht der Herr, HERR: Ich werde euch aus den Völkern sammeln und euch aus den Ländern zusammen bringen, in die ihr zerstreut worden seid, und werde euch das Land Israel geben. 19 Und ich werde ihnen ein (neues) Herz geben und werde einen neuen Geist in ihr Inneres geben, …. Es gibt viele weitere Stellen, zum Beispiel Jeremia 30,3 und 31,16, Hesekiel 34,13-15, Amos 9,14. In letzterem ist besonders das Wiederfruchtbarwerden des verödeten Landes ausgemalt; genau das hatte die europäische Welt den Juden nicht zugetraut, wer hatte sie je als Bauern und Gärtner erlebt? (Natürlich niemand, über all die Jahrhunderte durften sie ja keinen Grundbesitz haben.) Aber es ist geschehen, und anfangs zeigte sich Europa auch sehr beeindruckt über das Fruchtbarmachen der Wüste.
Ganz erstaunlich präzise sind auch die Worte Jesaja 43,5-6:
„Vom Osten bringe ich deine Kinder herbei.“
Ohne politische Restriktionen kamen sie, die ersten zu Fuß, aus Irak, Persien, Indien, China. Aktuell wandert eine Gruppe aus Indien ein, die sich Söhne Menasses nennt und eine Überlieferung bewahrt, dass sie vom Stamm Menasse stammen, der 700 v.Chr. von den Assyrern verschleppt wurde. Auch chinesisch aussehende Juden kommen zurück, deren Ahnen sich vor Jahrhunderten in Kaifeng angesiedelt haben.
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![]() Sammelpunkt von Jemeniten zum Transport zum Flughafen |
„Vom Westen her sammle ich euch.“
Man kann an das Sammeln von Überlebenden des Holocaust auf überfüllten Schiffen denken, wahrscheinlich steht noch eine weitere Erfüllung aus, denn der Antisemitismus nimmt weltweit zu.
„Ich sage zum Norden: Gib her!“
Bis zum Zerfall der Sowjetunion hatten Juden, die von dort ausreisen wollten, sehr große Probleme. Seither sind 1 ½ Millionen Juden von dort eingewandert.
„… und zum Süden: Halte nicht zurück!“
Juden aus dem Jemen wurden in den 1950er Jahren in der Aktion Zauberteppich eingeflogen. 1985 gab es eine geheime Luftbrücke aus Äthiopien, die verraten und eingestellt wurde, während noch 15.000 Menschen auf Abholung warteten, nachdem sie ihre weit entfernten Dörfer schon verlassen hatten. Doch der Süden hielt sie letztlich nicht zurück. Sechs Jahre später konnten sie geholt und nicht nur in das seit Jahrhunderten ersehnte Land, sondern auch aus dem Mittelalter in die Computerzeit katapultiert werden. Letzteres nicht ohne Probleme, manche legten sich Wegzeichen in den verwirrenden Städten. Doch die Integration schreitet voran, und im Schmelztiegel Israel entsteht ein neues Volk.
Auch andere erstaunliche Details sahen Propheten. Möglicherweise Flugzeuge? Hos 11.12 Sie werden zitternd herbeikommen aus Ägypten wie ein Vogel und wie eine Taube aus dem Land Assur. Jes 60,8 Wer sind diese, die wie eine Wolke geflogen kommen und wie Tauben zu ihren Schlägen? Und von welchem Tag sprach Jesaja in 66,8? War es Freitag, der 14. Mai 1948?
Puzzleteile zur Geschichte
Der geraffte geschichtliche Vorlauf für diesen Tag: Es geht um das Ende der vierhundertjährigen Türkenherrschaft im Nahen Osten und die völlige Neugestaltung dieser Region mit komplett neuen Staaten nach dem ersten Weltkrieg, teils mit dem Lineal gezogen. Es geht um einander widersprechende Zusagen der Briten an Juden, Araber und Franzosen als Keim für Konflikte, und um Zusagen des Völkerbundes, dass in Palästina eine Heimstätte für die Juden errichtet werden soll; die Briten bekamen das Mandat, Palästina zu verwalten und diese Heimstätte vorzubereiten. In den 28 Jahren Mandatszeit hatten diese einen Kurswechsel vollzogen; sie beschränkten die Einwanderung von Juden immer mehr. Und das, als Hitler schon an der Macht war und die Juden auf der Suche nach einem Zufluchtsort waren, und auch noch nach dem Krieg, als Holocaustüberlebende einwandern wollten und, geschnappt, wieder in Lagern interniert wurden. Übrigens sind während all dieser Jahre Araber und arabisch sprechende Nordafrikaner ungehindert eingewandert, motiviert durch das Elend in ihren Ländern. Über manche Problematik muss ich vorerst ein paar Puzzleteile aussparen und gehe gleich zum 14. Mai 1948: Die Briten wollten am Abend dieses Tages abziehen und entschieden sich plötzlich, schon am Morgen ihre Fahne einzuziehen und salutierend in See zu stechen. Sie gaben damit eigentlich dem Chaos Raum und überließen einige Waffenlager den Arabern. Kurz vor Schabbatbeginn gab David Ben Gurion die Staatserklärung vor dem Rundfunk ab: Der neue Staat heißt Israel, wird demokratisch geführt werden und jedem Juden auf der Welt sofort Aufnahme und Zuflucht bieten; er möchte den Nachbarn die Hand reichen. In der Nacht traf die Anerkennung des neuen Staates von den USA und von der Sowjetunion ein. Hier nun die Worte des Sehers Jesaja, (66,8) die meiner Ansicht nach diesen Tag beschreiben:
Wer hat so etwas je gehört, wer hat dergleichen je gesehen?
Wird ein Land an einem einzigen Tag zur
Welt gebracht oder eine Nation mit einem
Mal geboren? Denn Zion bekam Wehen und
gebar auch schon seine Söhne.
Diese Söhne mussten sofort in den Krieg. Niemand gab dem jungen Staat eine Chance gegen die gewaltige Übermacht, die sofort aus 5 Staaten anrückte, und tatsächlich kostete dieser erste Verteidigungskrieg sehr viele Opfer. Viele, die KZs überlebt hatten oder dem Naziregime vorher entkommen waren, starben nun hier im Kampf, wie zum Beispiel die junge Innsbrucker Jüdin Frieda Heber. Hier auf ihrem Gedenkstein steht Naomi Heber-Mann. Sie war 1938 16jährig mit den Eltern von den Nazis inhaftiert worden, weil sie noch polnische Pässe hatten. Jemand besorgte ein Ticket der Jugendalija für sie und so kam sie frei und musste – durfte Österreich verlassen. In den Gruppen der Jugendalija nahmen die meisten neue Namen an, hebräische, um das neue Leben zu kennzeichnen, das sie im Land mit aufbauen wollen. Sie starb 1948 im Unabhängigkeitskrieg, während die gleichaltrige Rivka, in Innsbruck Regina Neumann, 2014 bei meinem Besuch noch in ihrem Kibbuz im Jordantal lebte.
Puzzleteile zum jüdischen Brauchtum
Das Schmone Esrei oder Achtzehngebet wird im Stehen gebetet, je nach Region mit Verbeugungen bei jedem Lobpreis Gottes: An jedem Tag, morgens, am Nachmittag und am Abend. Im Gottesdienst betet es jeder zuerst mit leiser Mundbewegung, für sich hörbar. Wenn es danach der Vorbeter liest, fallen alle
immer wieder inbrünstig ein: »Wir wollen deinen Namen in der Welt heiligen, wie man in Himmelshöhen dich heiligt!« Dieses Gebet half durch die Nöte von zwei Jahrtausenden. Es enthält 18 Bitten und 18 Lobpreisungen. Festgeschrieben wurden diese im neunten Jahrhundert nach mündlich tradierten Inhalten aus dem zweiten Jahrhundert. Eine Bitte davon ist, dass der Ewige Jerusalem wieder erwählen und dort wohnen möge.
Eine andere geht um die Rückkehr ins Land, diese Bitte ist also seit dem 2. Jahrhundert fest verankert:
„Stoße in das große Schofar zu unserer Befreiung, tue ein Wunder zur Sammlung unserer Verbannten, und führe uns zusammen von den vier Enden der Erde. Gelobt seist du, Ewiger, der du die Verstoßenen deines Volkes Israel sammelst!“
Strenggläubige Juden haben zum Beten mittels Gebetsriemen Wort Gottes an Stirn und Arm befestigt gemäß 5.Mose 6, 6-8: „Und diese Worte, die ich dir heute gebiete, … du sollst sie binden zum Zeichen auf deine Hand, und sie sollen dir ein Merkzeichen zwischen deinen Augen sein.“ Der junge Bar-Mizwa-Kandidat auf dem Bild wird ab nun wohl auch täglich dieses Gebet sprechen.