Fokus Israel 1 – Der HERR hat ein Banner aufgerichtet

Puzzleteile Bibelstudium

 Wozu sollen Christen einen Fokus auf Israel legen? Die Aufgaben der Gemeinde Jesu haben mit Ernte einbringen zu tun, mit Jüngerschaft, Heiligung usw. Ja, und nochmals  ja! Aber der Blick nach Israel ist den Christen unserer Zeit ebenfalls verordnet, ja mehrfach befohlen. Eben nicht den Christen des 5. oder des 18. Jahrhunderts, sondern den Bibellesern, die  zu  einer bestimmten Zeit leben: Wenn der Herr die Juden wieder in ihr Land bringt, wie es die Propheten vielfach angekündigt haben, von Mose und David bis zu Jesaja, Jeremia, Hesekiel, Micha, Hosea, Amos, Zephanja und Sacharja.

Was, für die Juden, die sich gegen Jesus verhärtet haben, soll es noch irgendwelche Verheißungen geben, das passt vielen nicht ins Konzept, selbst wenn sie sich irgendwie von der Ersatztheologie distanzieren. Hat Jesus denn darüber gesprochen? Was meinte er denn mit dem Zeichen, dass der Feigenbaum wieder Blätter tragen wird? Ist nicht immer wieder Israel mit dem Feigenbaum gemeint? Und in Lukas  21,24 prophezeit Jesus nicht nur die kommende Zerstreuung und dass Jerusalem von den Heiden zertreten werden wird, sondern er stellt auch ein Ende davon in Aussicht: So lange, bis  die Zeiten der Heiden (nichtjüdischen Völker) zu Ende sind.

Ich nehme aus der Auswahl zwei Bibelstellen von Jesaja als Beleg. In Jes 11,12 steht, dass der HERR ein ganz bestimmtes Feldzeichen aufrichten wird. Ein Zeichen, das Bibelleser vergangener Jahrhunderte nicht sehen konnten. Zunächst, was bedeutet ein Feldzeichen und wie soll man darauf reagieren? נס NES kann man mit Banner, Feldzeichen und auch mit Wunderzeichen übersetzen. Ein Feldzeichen zeigte wohl in der Militärgeschichte gewissen Truppen, wo sie sich sammeln sollen.

Der HERR gibt uns eine einfache Auslegung in Jesaja 18,3: Wenn ein Banner aufgerichtet wird, sollen die Bewohner der Erde hinschauen. Also nicht wegschauen, sondern fokussieren! Und jetzt das angekündigte Feldzeichen in Jesaja 11,12 „Und er wird den Nationen ein Feldzeichen aufrichten und die Vertriebenen Israels zusammen bringen, und die Verstreuten Judas wird er sammeln von den vier Enden der Erde.“ 

Was bedeutet dieser Bibelvers für uns?

1. Wir gehören zu den Nationen, Gojim, nichtjüdischen Völkern. > Das Wort richtet sich an uns.

2. Vor unseren Augen geschah und geschieht es, dass die Verstreuten Judas aus der ganzen Welt heimkehren, seit hundert Jahren bis heute und morgen. Das sollen wir als Zeichen sehen.

3. Es ist der Herr selber, der das Feldzeichen aufgerichtet und die Heimholung der Juden initiiert hat.

4. Ein Feldzeichen ignoriert man nicht, sondern beobachtet es mit höchster Aufmerksamkeit und Bereitschaft.

5. Also erste Lektion: Hinschauen! Fokussieren! Startklar sein!

 Puzzleteile zur Geschichte

Um 1300 war England das erste Land, das alle seine Juden beraubte und gänzlich vertrieb. Um 1600 haben englische Christen aus dem Studium der Schrift heraus erkannt, dass die Juden nicht verworfen sind und dass Gott sie eines Tages in ihr Land heimkehren wird lassen. Zwar wurde der erste Verkünder für diese Lehre verbrannt, doch die „Restaurationsbewegung“ breitete sich bis in Regierungskreise hin aus. Diese Gesinnung brachte es mit sich, dass sich seit 1650 wieder Juden in England niederlassen durften und dass 1917 eine wichtige Erklärung bezüglich der Heimstätte der Juden in Palästina herausgegeben werden konnte, die Balfour-Erklärung. Danach lief es leider nicht mehr so geradlinig, aber Probleme klammern wir noch aus.

Die europäischen Juden haben Jerusalem und Erez Israel, das alte verheißene Land, nie aus den Augen verloren. Aber erst im späten 19. Jht. wurde es konkreter. An mehreren Orten tauchten unabhängig voneinander dieselben Ideen auf, es entstand ein Ziehen in den Herzen heim nach Zion: Der Zionismus war geboren. Viele Voraussetzungen hatten dazu beigetragen: Mörderische Pogrome in Russland, im aufgeklärten Westen rassischer Antisemitismus, der die Freude über die errungene Gleichberechtigung und Assimilation (Anpassung an den Lebensstil der Umgebung) vereitelte. Was die Zionisten nicht wussten: Das Ende der 400jährigen Herrschaft des großtürkischen Reiches über Vorderasien stand bevor, und alles würde neu aufgeteilt werden. Damals war das Land Juda verödet, wie in Jes 6,11-12 und Sacharja 7,14 angekündigt, in der Ebene versumpft und schwach besiedelt. In den verwahrlosten Städten lebte neben Arabern, Griechen usw. immer schon auch eine größere Anzahl Juden, auf dem Land nur wenige jüdische Familien. Im Schtetl Osteuropas erzählte und sang man also nun von dem Land, in dem man als Jude ungeschoren leben darf, und während man auf Konferenzen im Westen Lösungen im großen Stil plante und diskutierte, machten sich aus Russland die ersten 16 jungen Leute zu Fuß auf den Weg und erreichten 1882 Palästina. Sie starben zwar bald an Malaria, aber mit ihnen begann ein Fluss zu fließen, der bis heute nicht zum Stillstand kam.

Puzzleteile zum jüdischen Brauchtum

Die Formel „Dieses Jahr feiern wir in der Fremde, aber nächstes Jahr in Jerusalem, denn es wird wieder gebaut werden“ und das Lied dazu war ein fester Bestandteil des Fest-Brauchtums und hielt die Sehnsucht nach Zion über Jahrtausende am Leben.

Beim Chanukkafest im Dezember – es ist keines der biblisch verordneten Feste – spielen die Kinder mit einem hölzernen Kreisel, auf Jiddisch Dreidel genannt. (Sprich Drehdel, es kommt von drehen.) Es geht darum, welcher Buchstabe obenauf zu liegen kommt. Im Bild ist es das Nun (unser N) und steht als Anfangsbuchstabe für NES, ein Wunderzeichen. Damit ist ein Bogen zum Anfang gespannt und das Wort erinnert uns an Gottes wunderbares Zeichen der Rückholung seines Volkes.